Ausverkauft: zeck
Unsicherheit kann ein großer kreativer Motor sein. zeck brauchte nur eine Gitarre und wenige Jahre,
um beinahe aus Versehen mehrere Streaming-Hits und eine eigene Sprache als Künstler zu
entwickeln. Inspiriert von Milky Chance und Bon Iver atmet seine zweite EP „FATAL FRAGILITY“ die
Tanzbarkeit moderner Indiepop-Produktionen, ohne etwas von seinen intimen und teilweise
schonungslos offenen emotionalen Qualitäten einzubüßen: Die Selbstzweifel vor dem Neuanfang,
die Angst vor Zurückweisung und die Hoffnung auf die Zukunft. All das vertont zeck in fünf Songs
auf so eindringliche Weise, dass man angesichts derart hinreißender Indie/Popsongs fast den
Ursprung dieser Geschichte vergisst: Eine Gitarre, einige Zufälle und sehr viel Talent.
Alles beginnt vor sechs Jahren und einem gewöhnlichen Geschenk, das ungewöhnliche Dinge in
Bewegung setzt. Obwohl zeck zu ungeduldig für richtigen Unterricht auf seiner neuen Gitarre ist,
bringt er sich nach und nach einen Griff nach dem anderen bei. Beim ungezwungenen Musikmachen
bei einem Freund entsteht auf Grundlage eines Riffs von zeck der Song „More“ – das erste Mal, dass
der damals 21-jährige überhaupt singt. Aus Spaß laden die Freunde den Song ohne jede Erwartung
hoch. „Wenn 500 Leute den Song hören, wäre das schon krass“ denkt sich zeck damals. Heute hat
„More“ über 1,3 Millionen Spotify-Streams. „Bis heute weiß ich nicht, wie das passieren konnte.“ Mit
einem Freund baut sich zeck ein kleines Garagen-Studio und nimmt nach einiger Zeit seine erste EP
„sorry, i’ve been asleep“ auf, die 2020 erscheint. Viele verliebten sich in die unaufdringlichen Songs
mit den emotionalen Texten. Im Vorfeld der Veröffentlichung seiner neuen EP „FATAL FRAGILITY“
geht der Sänger im September mit den Indie-Durchstartern Bruckner auf Tour.
„Corona ist ein komischer Ausgangspunkt, Songs zu schreiben“ erzählt zeck vom Anfang des
Schreib-Prozesses. Und trotz des leichtfüßigen Soundbilds aus der tragenden Gitarre, den zum
Tanzen einladenden Drums und der charakteristisch vollen Stimme zecks, verarbeitet der Sänger
tiefergehende psychische Struggles unterschiedlicher Art. “ Die ganze EP ist ein Konstrukt voller
Selbstreflektion, weil ich zu viel Zeit hatte und dem nicht entkommen konnte“, erklärt zeck. Oft
klingen seine Songs im ersten Moment nach Liebesliedern, in denen es aber eigentlich um eine fiktive
dritte Person geht: „Die Person, die ich gerne wäre. Wie, wenn ich es kurz schaffe, den Kopf
auszuschalten und so sein kann, wie ich wirklich bin, ohne das Gefühl zu haben, verurteilt zu
werden.“ So handelt die Single „she goes“ nicht etwa von einer gescheiterten Liebe, sondern von
Angststörungen und Panikattacken. „impstr“ behandelt nicht nur die Skepsis gegenüber dem eigenen
Erfolg, sondern die soziale Angst, die so viele in sich tragen, aber niemand so wirklich zeigen will:
„Man denkt in sozialen Situationen so krass darüber nach, wie man wirkt – allein, wie man Hallo
sagt.“
„FATAL FRAGILITY“ vereint organische Singer-Songwriter-Attitüde mit kreativer, zeitgemäßer
Produktion. Aus dem Jam in der Garage wurde eine wunderbare EP, die von David Stoltzenberg
(Pool) und Robert Stephenson (Mighty Oaks, FIL BO RIVA, Von Wegen Lisbeth) produziert wurde.
Integrität ist dem Künstler wichtiger denn je, denn neben der Musik wurden auf dem Weg vor Allem
viele Freund*innen und Erfahrungen gemacht. Und sicher ist: Mit den in seiner Musik verarbeiteten
Tiefen wird zeck noch Berge erklimmen.