Woods Of Birnam
Wo ein Beginn ist, da gibt es Beginner. Da ist Christian Friedel, der als Ensemblemitglied am Dresdner Staatsschauspiel erreicht hat, dass im Parkett neben den schlohweißen Abonnementpublikumsköpfen auch wieder junge Menschen zu sehen sind. Im Kino war Christian u.a. in »Das weiße Band« zu sehen, er wird als Georg Elser zu sehen sein, aber er sieht sich eben auch als Musiker – als solcher tritt er mit Woods of Birnam in gewaltige Erscheinung. Da sind noch Philipp Makolies, Uwe Pasora, Ludwig Bauer und Christian Grochau, der Klangkörper von Polarkreis 18, der in den Woods of Birnam ein neues, gemeinsames Projekt gefunden hat.
Bei dieser Kombination wundert es einen nicht, dass die Woods zunächst mal keine Lust haben, sich stilistisch festzulegen. Im Gegenteil, sie haben eine große Lust, genau dies nicht zu tun. Das erklärt sich zum Einen schon aus der Bandbreite diverser Nebenprojekte der Woods, und auch als Backing Band bei Enno Bunger ist man gebucht. Zum Anderen entstehen alle Stücke als eine Art Legierung. Christian Friedel legt größtenteils die Songs vor, die Band umhüllt diese mit Musik. Ein schönes Pingpong ist das. Mit jedem Takt lernt man einander besser kennen.
Zusammen hat man sich schon auf der Bühne des Staatsschauspiels ausprobiert, im »Hamlet«. Und was soll man sagen? Bei den Polstersitzen stellten sich die Härchen auf, den Alten kippte das Monokel aus dem Tränensack, alle Augen: funkelten. »Wir sehen uns aber nicht als Theaterband«, sagt Christian. Die Woods haben zum Beispiel auch einen Gastauftritt im Film »Elser« und: Til Schweiger wählte ihren Song »I’ll Call Thee Hamlet« als offiziellen Titeltrack für seinen neuen Blockbuster »Honig im Kopf« aus. Dem Star-Schauspieler war, begeistert von der warmen Emotionalität und mitreißenden Stimmung, bereits nach dem ersten Hören klar, dass »I’ll Call Thee Hamlet« die Nummer zum Film sein muss. Woods of Birnam übersetzt darauf die Höhen und Tiefen der emotionalen Reise des Films, die positive Aufbruchsstimmung mit treibenden Percussions und die Gefühle mit einem warmen Sound.
Beschreiben lässt sich der Sound von Woods of Birnam im Grunde am besten als große, erwachsene Popmusik. Konkret sind es die melodischen Gesänge, die den Klang der Woods ausmachen. Dazu kommen die ungewöhnlichen Beats von Christian Grochau im Zusammenspiel mit dem groovenden Bass von Uwe Pasora, das melancholische, oft zurückgenommen-fein-atmosphärische Gitarrenspiel von Philipp Makolies und die vielschichtigen Soundwelten von Multiinstrumentalist Ludwig Bauer. Die Texte hat Christian Friedel in langen Dresdner Nächten zusammen mit William Shakespeare geschrieben.
Diese Texte sind zugleich konkret genug, um Themen zu setzen, und hinreichend vage, um auf eigene Gedanken zu kommen, kommen zu müssen. Produzent Tobias Siebert wiederum war es wichtig, bei der musikalischen Vielfalt einen roten Faden einzuweben. Versucht hat er es und gelungen ist es ihm vor allem über die Stimme und den Satzgesang. Beides gibt einem Halt und Orientierung in den atmosphärischen Weiten der Woods, in denen einem immer mal wieder eine Ecke irgendwie bekannt vorkommt – hier wird munter in der Popgeschichte herumzitiert, aber nie zu Lasten des Eigenen.