Pohlmann
Auf seinem fünften Album kommt ein Ingo Pohlmann daher, der sich auf allen vorherigen Alben angedeutet hatte, sich aber musikalisch nie so eindeutig und klar positionieren konnte, wie auf diesem Album.
Alles erwächst dem Blues. Der Blues, das ist die Mama, und der Sänger das Kind. Jeder seiner Songs, wenn er auch mal eine Reise zu abgelegeneren Zweigen unternimmt, erwächst doch dieser Wurzeln, und es macht Spaß sich hinauf tragen zu lassen, zur Baumkrone, um am Ende wieder mit dem Boden zu verschmelzen. Es macht Spaß ein Album zu haben, das, wenn es endet, wie von selbst wieder beginnt.
In einer Zeit, in der Songs auf Klicks ausreiten und viele Lieder zunehmend der Umgebung ihrer Herkunft entrissen namenlos auf Playlists umhergeistern, ist dies ein Album, das als Ganzes gesehen eine völlig eigene Kraft entfaltet. Es beginnt mit dem Trip des Lebens in Anlehnung an den Film „Stand by me“, als Kind im nahe gelegenem Wald, vor dem ersten Lagerfeuer, neben dem Elternhaus Pohlmanns. Und dieses erste Staunen bleibt.
Mit der Zeile „Glaube komm, und führ mich hinters Licht, hier am Ende meines Tunnels sitze ich und brenne lichterloh“, sind wir in Gedanken schon bei einer Frage für die es keine Antwort gibt, ein
existenzielles Lebensgefühl sehr wohl. Aber er stolpert, fällt, hofft und ringt um die Liebe, wie in keinem seiner Lieder zuvor. Er wird zum Spießer und träumt sich zurück wie die meisten von uns. Wird im Alter gelassen, findet einen positiven Ausblick auf die Menschen, was zunehmend schwerfällt, und schließt die Augen nur um zu erwachen.
Live erlebt man Pohlmann immer als einen Menschen, der erst zum zerreißen-nervös, manchmal umherirrend die Bühne betritt, und zunehmend in seiner Musik aufgeht und Platz nimmt. Sicherer wird, stampft und schreit, und über sich hinauswächst und irgendwann verschwitzt und selig seine Geschichten erzählt, als säße man zusammen an der Theke. Das macht jedes seiner Konzerte zu einem besonderen.
„Ich bin ein Profi im Hobbykeller meines Ursprunges. Nie werde ich ein Profi, der planvoll eine Show abspielt. Es würde mir zwar dabei helfen Energie zu sparen und die Nerven zu schonen, und könnte einer Show durchaus echten Unterhaltungswert bringen – jedoch wäre ich darin schlecht. Ich habe die meisten meiner Monster gut im Griff, und die, die mir Streiche spielen, werden am Ende ausgelacht. Jedes Konzert packen wir aus wie ein Geschenk. Dementsprechend intensiv wird auch die Musik erlebt und wiedergegeben.“
Mit seinen unfassbar empathischen Mitmusikern, Reiner Hubert, Hagen Kuhr und nun zum ersten Mal Florian Eilers am Bass, verbindet Pohlmann eine enge, langjährige Freundschaft mit sichtlich großem Respekt und Spaß, der auf Bühne ausgelebt wird.