Rue Royale

Rue Royale

„Unser Leben wurde seltsam und schwierig in den letzten Jahren – sowohl persönlich als auch in der Welt um uns herum.“ Mit etwas mehr als einem Jahrzehnt ihres musikalischen Lebens als Rue Royale veröffentlichen Brookln und Ruth Dekker mit „In Parallel“ ihr nunmehr viertes Album. Ein Album mit mutigen, eindringlichen und deutlich rhythmischeren Songs, die alle in einer ebenso schönen wie unruhigen Zeit entstanden sind.

„In Parallel“ wächst durch ständiges Hinterfragen und Verfeinern. Und mit Hilfe von Sean (Bon Iver, S. Carey). Durch seinen rhythmischem Einfallsreichtum, der nun als neue Textur in der Musik von Rue Royale zu hören ist, vor allem aber wegen des deutlich gereiften Songwritings ist „In Parallel“ das beachtlichste Album der Band.

Neben der Mitarbeit von Sean Carey wurde „In Parallel“ von Brookln und Brian Joseph (Bon Iver, Sufjan Stevens) aufgenommen und von Zach Hanson (The Tallest Man On Earth, The Staves, Low) gemischt und gemastert. „Es war toll, mit Sean zu arbeiten“, sagt Brookln. „Obwohl die Stücke an sich schon breiter angelegt waren als unsere vorherigen Songs, hat er uns wirklich geholfen, an diesen neuen Punkt zu kommen. Er steuerte viele kühne rhythmische Ideen bei, dazu ein paar melodische Schätze auf Klavier und Keyboards. Auf ein paar Liedern singt er sogar.“ Finanziert wird das Album dann durch eine Online-Crowdfunding-Kampagne – Beweis für die starke Bindung zu den Fans, die Brookln und Ruth über viele Jahre hinweg pflegen.

Das in Nottingham ansässige anglo-amerikanische Duo ist unermüdlich unterwegs und spielt über 1.000 Konzerte in 16 Ländern. 2014 nimmt sich das Paar jedoch erstmals eine Auszeit. Nach sieben Jahren praktisch ununterbrochenem Leben auf der Straße brauchen sie eine Pause, um durchzuatmen. Stattdessen bekommen sie ein Kind. Und das oft bemühte Klischee von Freud und Leid, die ein aufwachsendes Kind mit sich bringt, wird in ihrem Zuhause Wirklichkeit. Während die beiden sich außerdem mit Trump und Brexit den politischen Umwälzungen in ihren zwei Heimatländern stellen.

Ruth und Brookln, die sowieso schon von unterschiedlichen Kontinenten stammen, bemerken über die Jahre beachtliche Unterschiede in ihrer beider Wahrnehmung und Erfahrung, während sie Schulter an Schulter ihr gemeinsames Leben und ihre gemeinsame Band führen. Die parallele Existenz und parallele Sichtweise verstärken sich indes in den Monaten und Jahren nach der Geburt ihres Kindes; während eine glückselig schwebt, taumelt der andere gefährlich herum.

„Wir kamen vom Touren nach Hause und stellten fest, dass wir uns von der ‚realen Welt‘ aus Freund_innen und Familie abgeschottet hatten“, reflektiert Ruth. „Unsere wunderschöne Tochter kam auf die Welt und riss uns nur noch weiter vom Lenkrad weg, während wir versuchten, die Herausforderungen in Einklang zu bringen, unabhängige Künstler_innen zu sein und eine Familie mit neuen Aufgaben zu haben.“

Wieder raus zu gehen ist für die Dekkers selbstverständlich – nun eben mit Kinderbetreuung für unterwegs. Ihre künstlerische Reise beginnt 2006 in Chicago, das zu der Zeit ihre gemeinsam Heimatstadt ist. Sie veröffentlichen 2008 ihr erstes selbstbetiteltes Album und ziehen nach Großbritannien. Zwei weitere Alben folgen – 2012 „Guide To An Escape“ und 2014 „Remedies Ahead“ – während das Paar seine eigene Heimindustrie startet, Tausende CDs in selbst genähten Hüllen verschickt und sich jede Menge anderes originelles Merchandise ausdenkt. Sie werden auf BBC 6 Music gespielt, sind auf Soundtracks wie dem von „Grey’s Anatomy“ vertreten, und eines ihrer Stücke findet sich als Sample in J Cole’s „Miss America“, wieder – der ersten Single von dessen Billboard No.1 Album „Born Sinner“.

„Wir sind uns bewusst, dass es vielleicht etwas länger gedauert hat, um wieder in Gang zu kommen. Länger als wir, und alle anderen, die unsere Band verfolgen, erwartet haben“, sagt Ruth. „Wir nehmen jetzt unsere unterschiedlichen Wahrnehmungen an. Und gleichen die Ungleichgewichte aus. Wir bewegen uns mit Zuversicht und einer Art Weitwinkelblick, der sich aus unseren Parallelwirklichkeiten zusammensetzt und diese Themen und Gefühle erforscht – wie auf ‚In Parallel‘.“

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